Sonntag, 26. August 2007
Mechanischer Bildstabilisator: Mini-Stativ
Neben einem "richtigen" Stativ wirkt das Slik Sprint Mini GM wie eine 1:4 Kopie fürs Kinderzimmer. Ein Gewicht von nur ca. 750 Gramm bedeutet allerdings, dass man nur ein Viertel des üblichen Gewichts herumschleppt - und das Stativ passt problemlos in eine Umhängetasche oder einen Rucksack.

Die maximale Arbeitshöhe von 110cm ist natürlich eine Einschränkung, die Belastbarkeit von 2kg reicht dagegen auch für eine etwas schwerere Kamera aus. Anders als ein Tischstativ kann man mit dem Slik tatsächlich auch dann etwas anfangen wenn mal kein Tisch in der Nähe ist, sogar herausschraubbare Spikes sind in den zierlichen Beinen eingebaut.

Überhaupt scheint der Hersteller an alles gedacht zu haben, was auch bei großen Stativen Sinn macht. So kann aus der 28cm langen Mittelsäule ein großes Stück herausgeschraubt werden. Zusammen mit den dreifach arretierbaren (!) Beinen erreicht man dann eine minimale Arbeitshöhe von etwa 16cm - ideal für knifflige Makroaufnahmen in Bodennähe. Reicht das immer noch nicht, so lässt sich die Mittelsäule drehen und der kleine Kugelkopf direkt über dem Boden platzieren.

Mein Hauptziel mit dieser Anschaffung war ein kleines Stativ für solche Makro-Kunststücke. Mein "normales" Stativ ist nämlich nicht nur oft zu schwer fürs Mitnehmen, es braucht auch erstaunlich viel Platz, wenn man an engeren Stellen fotografieren möchte - man kommt mit der Kamera manchmal nicht nahe genug heran. Das Slik harmoniert auch sehr gut mit der Fuji F31fd, zusammen bilden sie eine komplette Foto-Ausrüstung unter 1.5kg.

Digitale Kompaktkameras zeigen keine Erschüttterung durch einen Spiegel, und können daher oft mit einer Blende weniger Licht noch akzeptabel scharfe Bilder freihand liefern. Gleichzeitig beschränken die Digicams ihre längste Belichtungszeit künstlich - bei der F31fd ist 1/4 Sekunde das Maximum - so dass sich die Frage stellt, wieviel ein Stativ hier eigentlich leisten kann. Das folgende ist ein kleiner Test mit einem extrem langweiligen Motiv:

Das ist natürlich kein Makro-Motiv, sondern nur eine Nahaufnahme. Bei einer Blende von 3.6 und Iso 100 ergab sich eine Belichtungszeit von 1/15 Sekunde - die Brennweite ist äquivalent 36mm. Hier ein Vergleich einer Stativaufnahme zur Freihandaufnahme:

Es ist offensichtlich, dass auch bei nur 36mm Brennweite bei einer so geringen Entfernung zu Motiv einiges verwackelt. Ich habe eine Serie von Aufnahmen bis Iso 3200 gemacht. Der Vergleich mit Iso 400 fällt schon ganz anders aus:

Tatsächlich reicht die durch Iso 400 erreichte Verkürzung der Belichtungszeit auf 1/70 Sekunde schon aus, um fast, aber nicht ganz, die Schärfe wie mit Stativ zu erreichen. Eine weitere Erhöhung der Iso-Zahl ist unnötig, weil immer mehr Details durch die Rauschfilterung entfernt werden. Das Stativ brachte hier nur 2 Blenden mehr an Verwacklungsschutz - überraschend wenig bei einem solchen Motiv. Das Maximum der Wirkung dürfte bei der längsten Belichtungszeit von 1/4 Sekunde liegen; das wären dann zu diesem Test im Vergleich auch nur insgesamt 4 Blendenstufen. Dass man bei derart wenig Licht aber meist nicht viel Freude am Ergebnis haben wird, dürfte klar sein. Es wird dann sowieso geblitzt, und ein Stativ ist unnötig.

Zusammenfassend kann man sich leicht ausrechnen, warum Digicams selbst bei Nahaufnahmen (Blumen, Portraits) so selten auf einem Stativ gesehen werden - es klappt eben erstaunlich oft auch ohne. Erst im extremem Nahbereich kann keine Hand so ruhig halten, wie es notwendig wäre. Im normalern Nahbereich würde es mit einer Belichtungszeit von 1/70 Sekunde und einer DSLR schon ziemlich knifflig, ohne Stativ und Blitz keine Verwackler zu produzieren.

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