Sonntag, 10. Juni 2007
Mach was kaputt für Jesus!
Seit 30 Jahren zestören sie Dinge, um Menschen zusammenzubringen.

Das Power Team ist eine Gruppe evangelikal-missionierender professioneller Bodybuilder. Dass die gleichzeitige Ausübung von zwei gesundheitsschädlichen Tätigkeiten irgendwo ihre Spuren hinterlässt, dürfte beim Lesen der Tätigkeitsbeschreibungen unter dem Menüpunkt Team schnell klar sein:

Todd is The Power Team all-time record-holder for crushing concrete bricks with his bare arms.

John has blown up over 2,000 hot water bottles, and has literally crushed countless tons of ice and concrete with his fist, forearm, and head.

Jonathan can also bench press over 400 pounds and has a strong mind, holding two degrees in Sports Medicine and Christian Education.

Der spirituelle Zugang zum Glauben muss irgendwo im Zerplatzen von Wärmflashen liegen. Der Knaller aber ist:

[Craig] can drive 16 penny nails through a board with his bare hand, snap a crescent wrench in half, and holds two records for breaking ice and concrete with his head. Craig is a passionate, clear communicator.
Wenn jemand in der Lage ist, mit seinem Kopf Betonsteine zu zerbröseln, dann kann man ihm sicher zutrauen, seine Ideen leidenschaftlich und halbwegs klar zu kommunizieren. Mein persönlicher Favorit ist aber der kleine Matt:
MATT DOPSON: Standing 6'3", and weighing 305 pounds, has massive 34" legs and leg presses over 2,000 pounds! After an injury in high school, they said he would never play football again. But with hard work and dedication, Matt played college football in North Carolina as a stand out defensive lineman. He is also a great praise and worship leader with a wonderful singing voice. Matt is a role model for singles that are keeping themselves pure for marriage.
Das Riesenbaby mit der glockenklaren Gesangsstimme spart sich also seine Jungfräulichkeit für die Hochzeit auf. Für jugendliche Nachahmer des keuschen Lebenswandels hier noch ein Tip: Anabolika, in hohen Dosen genommen, lassen die Testikel in nullkommanix auf die Grösse von Pinienkernen schrumpfen. Schon aus technischen Gründen scheidet man somit aus dem vorehelichen Rahmenprogrammm aus und hat viel Zeit, an seinem Belcanto zu arbeiten.

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Samstag, 9. Juni 2007
Dihydrogenmonoxid
Das Ende des G8-Gipfel brachte für Umweltschutzorgansisationen neben den zu erwartenden Enttäuschungen bei der Verringerung der Treibhausgase auch die Erkenntnis, das die führenden Industrienationen und Russland wieder einmal versäumt haben, verbindliche gemeinsame Anstrengungen für ein weltweites Verbot von Dihydrogenmonoxid zu unternehmen. Seit mehr als drei Jahren weist die ausschließlich von privater Hand finanzierte Dihydrogen Monoxid Research Division auf die Gefahren dieser Chemikalie hin, die weiterhin von skrupellosen Geschäftemachern vermarket wird und werden darf. Dihydrogemonoxid (DHMO) findet sich bestürzenderweise in beinahe allen industriell hergestellten Nahrungsmitteln, obwohl die Gefahren bekannt sind:

  • DHMO führt beim Einatmen, selbst in vergleichsweise geringen Mengen, zu einem schmerzhaften Tod.
  • In seiner festen Form führt DHMO bei kurzen Berührungen zu schweren Verbrennungen.
  • DHMO ist Hauptbestandteil des sauren Regens.
  • DHMO wird bei Autopsien regelmäßig im Gewebe von Krebspatienten gefunden.
Trotz eines von fraktionslosen Bundestagsabgeordneten vorgeschlagenen Ausstiegs aus der DHMO-Produktion bis 2050 fördert Deutschland weiterhin enorme Mengen von DHMO mit besonders unverantwortlichen hydrogeologischen Förderungsverfahren. Untersuchungen haben ergeben, dass alleine 2001 38 Milliarden Kubikmeter (!!!) DHMO in Deutschland der Industrie und anderen Abnehmern zur Verfügung gestellt wurden, obwohl 86% der Deutschen ein sofortiges Verbot der DHMO-Produktion unterstützen würden. Skandalös ist, dass die Bevölkerung durch Steuergelder und Gebühren diese Maßnahmen auch noch selbst bezahlt. WiWaSo fragt: wann hört dieser Wahnsinn endlich auf?

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Freitag, 8. Juni 2007
Selbstgemachte Designerjeans
Den besonders edlen Look, den eine Jeans normalerweise nur nach jahrelangem Tragen bei schmutzintensiver körperlicher Arbeit ohne überflüssige Waschgänge erhält, versuchen Modefirmen mühsam zu imitieren. Gerade konnte ich am eigenen Leib erfahren, wie man ganz schnell zu einem solch beeindruckenden Exemplar von Beinbekleidung kommen kann. Man braucht dazu:
  • einen alten verbogenen Spaten
  • einen Winkelschleifer mit Metall-Trennscheibe
  • einen Schwiegervater, der einen angewiesen hat, den Spaten etwas zu kürzen

Mein Schwiegervater, ein Herr im gehobenem Alter und somit noch von der Nachkriegszeit beeinflusst, würde ein verbogenes Stück Alteisen nicht einfach wegwerfen. Damit muss ich, da ich den Mann sehr schätze, einfach leben. In ein paar Monaten darf ich mir dann vielleicht einen funktionierenden Spaten kaufen.

Wie dem auch sein, wenn man (a) den Spaten sicher fixiert hat, (b) die vorgeschriebene Schutzausrüstung für Augen, Ohren und Hände trägt und (c) mit der Flex loslegt sollte man (d) noch darauf achten, wohin eigentlich die ganzen Funken fliegen. Bei hoher Konzentration aufs Werkstück entgeht einem nämlich leicht, dass der volle Strahl heissglühender Metallspäne genau auf die eigene Hose ausgerichtet ist. Der dabei entstehende Brandgeruch ist vom Kenner übrigens leicht vom normalen Geruch bei Flexarbeiten zu unterscheiden. Oder so: meine Nase hat gerade noch rechtzeitig meine Möglichkeiten zur weiteren Fortflanzung gerettet.

Anfragen für eine Unikatsjeans "Pants on Fire" zum Preis von 268.00 Euro nimmt der WiWaSo-Fanartikelversand ab sofort entgegen. Auch ein gebrauchter Spaten, Modell "Shorty", kann erworben werden.

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'No Free Lunch'
Die No Free Lunch Sätze sind ein fundamentales Gesetz der Optimierung und des maschinellen Lernens. Kurz gesagt, etwas frei nach Wolpert und Macready:
Alle Optimierungsalgorithmen sind gleich gut, wenn man ihre Performanz über alle möglichen Problemklassen betrachtet.

Mit Optimierungsalgorithmen ist alles gemeint, was nach Extrempunkten einer beliebigen Kostenfunktion suchen kann. Dazu zählen leider auch, was mich direkt betrifft, alle generellen maschinellen Lernverfahren, insbesondere genetische Algorithmen. No Free Lunch kann man auch so erklären:

Für jede Problemklasse, auf denen ein Algorithmus A besser ist als ein Algorithmus B gibt es eine Problemklasse, auf der B besser ist als A.

Bevor man jetzt alle Arbeiten an Optimierungsalgorithmen für alle Zeit mit der Begründung "blinde Suche ist ja blöderweise genausogut" einstellt, sollte man aber bedenken, dass in der praktischen Anwendung das Geheimnis des Erfolgs meist darin liegt, genau den für die Problemklasse richtigen Algorithmus zu finden. Wenn man sich nicht unbedingt alle möglichen Probleme interessiert, sondern nur für die, die man gerade jetzt lösen muss, ist maschinelles Lernen tatsächlich nicht völlig sinnlos :)

Auch wenn man bei WiWaSo eigene Unkenntnis nicht gerne zugibt: No Free Lunch zählte nicht zum Curriculum in jenen wilden Jahren der Künstlichen Intelligenz (ca. 1989-1995), als ich noch prüfungsrelevanten Stoff pauken musste. Den Verdacht, dass No Free Lunch (NFL) gilt, hat irgendwann jeder, der mit Lernverfahren arbeiten muss. Dass es aber tatsächlich einen Beweis gibt, ist bis vor einem Jahr völlig an mir vorbei gegangen. Schön, dass die Seite www.no-free-lunch.org die wichtigsten Papiere zu diesem Thema listet, damit ignorante wenig aufmerksame Menschen so wie ich etwas für ihre Bildung tun können. Weniger schön, dass jener unsägliche Kreationist Bill Dembski mit seinem Machwerk des absichtlichen Nichtverstehens von NFL immerhin auf Platz 3 der Leseempfehlung landet.

Die Inkompatibilität von No-Free Lunch und Anti-Evolutions-Argumenten erläutert Marc Chu-Caroll hier: die im NFL vorausgesetzte statische Fitness-Landschaft, d.h., die feste Kostenfunktion, ist keine Eigenschaft von biologischen Systemen. Was heute ein gutes lokales Maximum ist (Lebewesen lebt und macht viele Kinder) kann morgen schon eine biologische Nische mit wenig Überlebenschancen sein (Lebewesen hat nicht ausreichend Immunität gegen neuen Krankheitserreger). Da wir die Fitnesslandschaft von Lebewesen nicht statisch beschreiben können, kann man hier NFL auch nicht anwenden, um die Evolutionstheorie mathematisch zu unterminieren. Nach allem, was wir heute wissen, funktioniert Evolution ganz gut. Wenn ein Theorem für das mathematische Modell der Wirklichkeit voraussagt, dass die Wirklichkeit so nicht funktionieren kann, dann ist es offensichtlich sinnvoll, sich ein besseres Modell zu suchen. Ich habe aber den Verdacht, dass es für nicht-statische Fitnesslandschaften ein dem NFL-äquivalentes Theorem gibt. Wahrscheinlich liegt der besondere Erfolg evolutionärer Suchstrategien neben der eingebauten Flexibilität in besonderen Eigenschaften des Suchraums, der durch die Art der Vermehrung von Lebewesen (Kopieren der DNA) festgelegt ist. Auf Fitnesslandschaften, die besondere Merkmale aufweisen müssen, gilt NFL nämlich ebenfalls nicht.

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