Das Motto der Party war ja, wie bereits früher gesagt, La Voile d'Or, also Gold im weiteren Sinne.
Mir kommt es so vor, als ob dieses Motto leicht unfair gegenüber den anwesenden Herren war. Außer dem die Zweierbeziehung legitimierenden goldenen Fangeisen am Ringfinger und einer mechanischen Uhr aus Großvaters Erbschaft trägt Mann in Mitteleuropa ja eher weniger von diesem Edelmetall am Leib. Diesem Manko wurde am Abend mit zwei unterschiedlichen, zueinander orthogonalen Strategien begegnet: der (a) Verzweiflungsstrategie und (b) der Partnerstrategie. Variante (a) bestand darin, irgendwelche Teile aus goldähnlichen Ersatzstoffen irgendwo am Körper anzubringen, siehe z.B. Haarband oben. Es wurden aber auch goldene Fußballschuhe unter edelstem grauen Zwirn gesichtet oder Christbaumschmuck zum Assessoir am Smoking deklariert. Bei den Betroffenen führte das meist zu ziemlich guter Laune und man konnte problemlos mit wildfremden Leuten ins Gespräch kommen, die einem ihre persönlichen Tricks bei der Gestaltung der Gaderobe gerne erzählt haben.
Strategie (b) bestand darin, einfach eine passend gekleidete Partnerin mitzubringen, und es ansonsten höchstens bei einem Einstecktuch oder einer Krawatte mit Herbstmotiven zu belassen.
Strategie (b) war definitiv weiter verbreitet, da in vielen femininen Kleiderschränken offenbar genug Gold vorhanden ist. Bei passender Haargestaltung der Gattin kann man als Begleiter dann sogar völlig auf eigene Farbe verzichten, da sowieso keiner mehr nach einem guckt.
Die anwesenden und hart arbeitenden Künstler haben das Thema dann meist etwas freier interpretiert als die Gäste. Es gab hier weniger Gold zu sehen, dafür etwas mehr Glitzer und in mindestens einem Fall wurde statt der Farbe das Segel in "La Voile D'Or" aufgegriffen und einfach um den Kopf geschlungen.
Die Gastgeberin, Frau Iris Steuer-Hertel, hatte meine Kameraelektronik übrigens vor eine echt knifflige Aufgabe gestellt. Ihr Kleid war nicht nur goldfarben, sondern schimmerte zusätzlich sehr stark metallisch. Egal aus welchem Winkel und aus welcher Entfernung: die TTL-Messung des Blitzes machte viel zu früh dicht und die Bilder waren bis auf eines unterbelichtet oder hatten Spitzlichter. Das Prinzip kennt man seit dem zweiten Weltkrieg, da hat man bekanntlich auch stark reflektierendes Metall verwendet, um den gegnerischen Radar zu täuschen. Werde ihr vorschlagen, das nächste Mal keine Bekleidung mit Stealth-Technologie zu tragen, wenn sie gute Bilder haben möchte.
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