Mittwoch, 1. August 2007
Dritter Tag F31fd: Licht und Schatten

An wirklich sonnigen Tagen gibt es, so wie heute, ziemlich exakt 50 Minuten gutes Licht zum Fotografieren. Leider sind das immer die ersten 20 Minuten nach Sonnenaufgang - da stehe ich zumindest im Urlaub noch nicht auf - und die 30 Minuten vor Sonnenuntergang. Dazwischen liegt eine ziemlich lange Zeit, in der der Stern erbarmungslos harte Kontraste erzeugt.

Seit dem wir alle Zoom-Objektive mit sehr vielen Linsen verwenden, ist das Problem UV-Licht weitgehend gelöst: durch 8-16 Schichten Glas kommt nichts Ultraviolettes durch, was der Bildqualität ernsthaft schaden könnte. Der Weißabgleich löst zudem bei allem Digitalen elegant die früheren Blaustichprobleme des Analogfilms. Bleibt also nur noch das Problem mit den Schatten.

Vor allem um die Mittagszeit hat man ohne Wolken wenig Spass an Aussenaufnahmen im direkten Sonnenlicht. Der Schatten, den manche Objekte werfen, wozu vor allem die gut ausgeprägten Nasen in meiner Familie zählen, können so brutal sein, dass bei korrekter Belichtung der, die, oder das Fotografierte kaum noch erkennbar sind. Auch in der Bildbearbeitung geht da nicht mehr viel, wenn die Kontraste zwischen Lichtern und Schatten über 8 Blendenwerten liegen, was sogar ein Deutscher Sommer(tm) spielend schafft. Und nur sehr wenige Motive machen einem die Freude, flach an einer Wand zu kleben wie die folgende Grafitti.

Neben ausrüstungstechnisch aufwändiger Methoden wie dem Einsatz eines Goldreflektors oder eines transparenten weißen Schirms gibt es einen kleinen Trick, die Schattensituation deutlich zu verbessern. Die Intelligenz der heutigen Blitzsysteme, wie sie selbst in billigsten Digitalknipsen verbaut werden, übersteigt überraschenderweise bei weitem die geringe Blitzleistung. Leitzahlen von 4 bis 7 reichen zwar für den gottgewollten Hauptzweck, das Fotografieren von betrunkenen Freunden aus nächster Nähe, aber kaum für das Ausleuchten ganzer Räume. Für kontrastreiche Motive wie die Gießkanne oben genügt ein kleiner Blitz als Aufhellblitz bei Sonnenschein allerdings gerade so. Der Hauptzweck ist hier lediglich die Verringerung der Kontraste in den Schatten auf dem Motiv, der Blitz muss dafür deutlich weniger Leistung bringen als normal. Das abgegebene Licht wirkt erfreulicherweise deutlich stärker im Schatten als auf bereits beleuchteten Stellen; trotzdem muss der Aufhellblitz meist zusätzlich so gesteuert werden, dass Überbelichtung vermieden wird.

Die F31fd hat einen Langzeit-Synchronmodus für das Blitzen, der eigentlich für das Aufhellen von Menschen bei Nachtaufnahmen gedacht ist. Vom Namen des Blitzmodus sollte man sich nicht täuschen lassen. Der eingebaute Miniblitz feuert nämlich tapfer selbst bei extrem kurzen Belichtungszeiten. Synchronzeiten kürzer als 1/180s waren früher nur etwas für sauteure Kamera-Blitzgerätekombinationen, die F31fd macht das offenbar ohne Probleme bis zur kürzesten Verschlusszeit von 1/1000s (!) mit. Bei viel vorhandenem natürlichen Licht steuert die Automatik die Blitzleistung offensichtlich von selbst um mindestens eine Blende herunter. Erst bei Aufnahmen im vollen Gegenlicht (siehe Aufnahme von Paul) gibt die Kamera wie im Klassendurchschnitt gewohnt ein wenig zuviel Gas.

Mein Verdacht ist, dass Fuji die Blitzleistung mit dem durch den Autofokus gemessenen Motivabstand koppelt. Die Bildergebnisse sind nämlich deutlich anders als die Langzeitsynchron-Aufnahmen mit anderen Kameras. Der Hersteller schreibt hierzu:

For those occasions when flash is required, Fujifilm’s Intelligent Flash system sets flash power output to achieve natural foreground illumination with balanced background exposure. Avoiding both the messy background blur of ‘slow-sync’ flash, and the stark contrast of conventional flash, Intelligent Flash results in visibly more pleasing, natural looking photos.
Die Wirkung beim Aufhellblitzen kann so subtil sein, dass man in die Exif-Daten schauen muss, um zu prüfen, ob der Blitz wirklich beteiligt war. Im Bild unten zeigen z.B. nur zwei hübsche Leuchtpunkte in den Augen des Models, dass der Blitz überhaupt die Arbeit aufgenommen hat. Respekt! Als kleinen Bonus hat Fuji die Langzeitsynchro als Blitzmodus direkt nach meinem Hauptmodus, der Blitzunterdrückung gelegt. Ich muss mich also nicht erst lange durch Rote-Augen-Vorblitze und andere Grausamkeiten quälen, sondern kann mit einem Tastendruck diesen Modus erreichen.

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