Donnerstag, 5. Oktober 2006
Eigenheimhölle I: Baumärkte
Eigenheimbesitzer. Jetzt trifft es also auch mich. In Gedanken schon beim Kauf meines ersten Gartenzwergs und einer geschmackvollen Zinntellersammlung ("Handwerk im Erzgebirge" oder so) gibt es zuerst noch ein paar Endgegner zu überwinden. Gegner Nummer 1: der Baumarkt.

Baumärkte sind für einen nachweislich handerwerklich völlig unbegabten Menschen wie mich ein äußerst bizarrer Ort, weil es dort soviele Dinge gibt, deren Daseinszweck sich mir nicht erschließt. Anders kann es auch einer Gruppe von Archäologen nicht ergehen, die unvorbereitet die Grabkammer eines mumifizierten Herrschers einer völlig unbekannten Zivilisation betreten: ist der runde Tonklumpen neben dem Sarkophag ein Ritualgegenstand oder diente er einem anderen, z.B. sanitären Zweck? Welcher tiefere Sinn steckt hinter den Hyroglyphen auf dem Sargdeckel ("Best before 1300 BC" oder so)? In Baumärkten springt mich dieses Gefühl vor allem in den Abteilungen an, in denen kleine gekrümmte Metall- und Plastikteile in farbigen Boxen verkauft werden. Ich weiss, dass es sicher eine gute Erklärung für 3000 verschiedene Schrauben gibt, ich kenne sie eben nur nicht. Schrauben, Muttern und Nägel erkennt man wenigstens gerade noch so im Vorbeigehen. Aber was genau verbirgt sich hinter einem Schälbohrer? Einer Distanzhülse? Einem Federspringdübel?

Ich irre also ratlos durch die Gänge, die gefüllt sind mit den in derben Karostoffen gewandeten Eingeweihten, die sich neoprenbeschichtete Stahlklemmen kaufen, als ob sie genau wüssten, was man damit machen kann oder muss. Und dies sich danach völlig ironiefrei modische zinoberrote Badezimmerkacheln einpacken können, ohne Angst vor ihrer Frau haben zu müssen. Beneidenswert. Meine würde mich wegen so einer Farbe im Schlaf entmannen.

In ein paar Wochen schreibe ich mehr zu diesem Thema, dann weiss ich nämlich, was ich eigentlich im Baumarkt kaufen muss.

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