Sonntag, 1. Juli 2007
Deja Vu: Kreationismus in den Biologie-Unterricht


Laut einem Artikel im Spiegel Online lässt sich Hessens Kultusministerin Karin Wolff einfach nicht von der Idee abbringen, dass die Schöpfungsgeschichte auch in den Biologieunterricht gehört.

Die CDU-Politikerin Karin Wolff hat sich dafür ausgesprochen, die Schöpfungsgeschichte auch im Biologieunterricht zu behandeln. Das sei eine Chance für "eine neue Gemeinsamkeit von Naturwissenschaften und Religion", sagte die hessische Kultusministerin. In einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) forderte sie am Freitag einen "modernen Biologieunterricht", in dem auch die Grenzen naturwissenschaftlich gesicherter Erkenntnis von Welt und Menschen eine Rolle spielen sollten.
Das knifflige an der Sache: wenn die Dame wirklich meinen würde, was sie sagt, dann wäre fast alles in Butter. Der Biologie-Unterricht taugt selbstverständlich genau so gut wie der Chemie- oder der Physikunterricht dazu, die wissenschaftliche Methode kritisch zu hinterfragen. Warum und vor allem wie Wissenschaft wirklich funktioniert wird in den genannten Fächern leider nicht besonders gut erläutert. Genau das könnte man aber ruhig mal machen, in dem man Mythen, die oft nichts anderes als vorwissenschaftliche fehlgeschlagene Erklärungsversuche sind, den modernen Theorien gegenüberstellt.

Auf der anderen Seite fällt aber auf, dass immmer nur die Biologie als der Ort gesehen wird, wo Schüler mal ganz offen über Wissenschaftlichkeit und die Grenzen des wissenschaftlichen Weltbilds diskutieren sollen. Und natürlich immer am Beispiel der Evolutionstheorie. Wenn eine frühere evangelische Religionslehrerin die offene Diskussion zwischen Religion und Naturwissenschaft ausgerechnet im Biologieunterricht fordert, dann hören nicht nur Bio-Lehrer die ein oder andere Nachtigall trapsen. Dieser Versuch, den Kreationismus über eine angeblich offene Diskussion im Schulunterricht zu verankern, kennt man aus Amiland unter dem Stichwort Teach the Controversy.

Die Brüder vom Intelligent Design sind auf diese Marketing-Kampange umgestiegen, nach dem man zuerst den Hardcore-Kreationismus und dann die weichgespülte Intelligent-Design-Variante per Gerichtsbeschluss als nicht verfassungskonform gekippt hatte. Frau Wolff kopiert hier also nur ein hinterhältiges Verhaltensmuster der US-Kreationisten.

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dazu passend
Die amüsante Kritik von Richard Dawkins über das neue Buch von Michael Behe "The Edge of Evolution".
Behe, seines Zeichens Chefideologe der ID-Anhänger, verabschiedet sich größräumig von seinem Konzept der irreducible complexity und bringt ein beeindruckend neues Konzept auf den Tisch ;) Aber lest selbst:

http://richarddawkins.net/article,1360,Inferior-Design,Richard-Dawkins

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