Freitag, 15. September 2006
Buchtipp: Kalte Sonnen
Die meisten Esoterikbücher lassen sich mühelos am Einband erkennen. Regenbögen, Pentagramme und gerne auch ein paar Einhörner sprechen eine sehr klare Bildsprache und ersetzen den sonst notwendigen Warnhinweis "hier steht nur weitgehend sinnfreies Geblubber eines in Batik gekleideten Sozialpädagogen im 42ten Semester drin, der sich für die Reinkarnation von Hildegard von Bingen hält".

Das Geheimnis unserer eiskalten Sonne erzeugt dagegen beim Leser des Klappentextes die angenehme Illusion, dass es sich um ein populärwissenschaftliches Werk handeln könnte:

Haben Sie sich in einem ruhigen Moment schon einmal Gedanken darüber gemacht, weshalb wohl das Universum dunkel und kalt ist, obwohl sich doch in dem selben Universum Billionen und aber Billionen von Sonnen befinden?
Genau mit dieser ursprünglich von der Tochter des Autors formulierten Frage, beschäftigt sich das hier vorliegende Buch.

Etwas weiter unten dann:

Die - als Ergebnis der neu gewonnenen Ansichten - vom Autor aufgestellte neue Theorie, widerspricht den Erklärungen der Wissenschaften für eine heiße Sonne eklatant und erklärt gleichzeitig auf eine verblüffend einfache Art und Weise, warum das Universum kalt und dunkel ist, da der Autor im verlauf seines Buches eine Beweisführung antritt, die in der Behauptung gipfelt, das unsere Sonne in Wirklichkeit kalt ist und kein Licht ausstrahlt!
Eine wahrhaft gewagte Theorie, die der Autor nun aber nicht einfach so im Raume stehen läßt, sondern die Wissenschaft anhand von zwei von ihm vorgeschlagenen Experimenten auffordert, die von ihm postulierte neue Theorie einer kalten und lichtlosen Sonne entweder zu bestätigen, oder aber auch als haltlos zu verwerfen.

Ja aber Hallo, da will einer eine Theorie prüfen, in dem er Hypothesen aufstellt und die Wissenschaft auffordert, diese Hypothesen experimentell zu widerlegen. Falsifikation wie aus dem Lehrbuch "Popper für Anfänger", Respekt! Der Autor ist damit fast am Ziel, uns von der Seriosität seines Anliegens zu überzeugen, bis zu diesem Satz:

Nicht zuletzt macht der Autor einen sehr konkreten Vorschlag für den Bau einer Maschine, die Freie Energie erzeugen kann.

Bssst. Esoterik im Endstadium. "Freie Energien", das Perpetuum Mobile für Leute, die schonmal das Wort Tachyonen bei Star Trek gehört haben. Damit stellt er ganz sicher, dass er nicht jeden Tag an den Briefkasten gehen muss, ob jemand schon seine "Theorie" bestätigt oder widerlegt hat.

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